Ihr Browser (IE6) kann die Seite nicht scrollen? Klicken Sie bitte hier (Schwesterseite)!
Weinfest in Milis: Rassegna Vini Novelli

Jedes Jahr Mitte November machen sich (nicht nur) die Liebhaber des neuen Weines auf ins Dörfchen Milis bei Oristano, um Schluck um Schluck zu verkosten, was Bacchus wieder an Neuigkeiten bereit hält. Das Fest des Neuen Weins geht von Samstag Mittag bis Sonntag abend; will man einen der Parkplätze in der Nähe der Altstadt ergattern, sollte man spätestens um 15 Uhr da sein.

Die Zeit bis zur Verkostung kann man sich mit einem Spaziergang durch die schöne Altstadt oder (sonntags jeweils 12 Uhr und 14 Uhr) einer begleiteten Führung vertreiben, ...

... bei der man vor allem einen - sonst kaum möglichen - Einblick in die geschichtlich bedeutsamen Kirchen des Ortes erhält.

Profanere Gemüter finden Zeitvertreib an einem der Stände für sardisches Handwerk, ..

... sardische Spezialitäten der kulinarischen Art...


... oder proben die sardische Gemütlichkeit, wo immer sie mögen.


Man kann Schönes und - na ja - weniger Schönes neben- oder vielmehr: hintereinander bewundern, ...

... einen Spaziergang im Orangen- und Mandarinenhain machen oder...

... einfach mit offenen Augen den vielen kleinen und liebevollen Skurrilitäten nachgehen, die einem an fast jeder Ecke begegnen.

Apropos Orangen...

Milis ist sozusagen Welthauptstadt der sardischen Orangenproduktion, die Früchte sind wirklich auf der ganzen Insel berühmt und außerordentlich wohlschmeckend. Sie sind..

.. und waren (wie man auf diesem Bild einer Ausstellung sieht) ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Ein bekanntes Sprichwort in Sardinien heißt: Ich hätte gern Hände wie die in Milis!
Der Witz bei der Sache: Die Orangen wurden in früherer Zeit nach Anzahl, nicht nach Gewicht verkauft. Da die Räume so niedrig waren, dass man nicht aufrecht stehen konnte, wurden die Orangen dem Kunden mit den Füßen hinübergerollt (und dabei gezählt, ohne dass man sich Hände schmutzig oder schwielig machte).

Um eine gute "Unterlage" für die spätere Weinprobe zu schaffen, kann man sich nachmittags in jedem Falle einige Zeppole zu Gemüte führen, lange, wurstförmige Gebilde, deren Konsistenz und Geschmack den deutschen Faschingskrapfen ähnelt, ...

... da die Stände mit dem in der Gegend berühmten Rindfleisch (Carne Bovina dell´ Altopiano) so früh noch nicht produzieren, sondern den Grill anheizen.

In jedem Fall kann man sich jetzt schon mal für 5 Euro ein Probierglas (in das dann an den verschiedenen Ständen umsonst so viele Probiererle eingeschenkt werden, wie man verträgt) besorgen. Praktisch (und wohl durch jahrelange Erfahrung erarbeitet): die Idee, das Glas in einem Täschchen um den Hals zu hängen (so hat man auch nach fortgeschrittenem Probieren alle Viere zum Krabbeln frei).

Man kann es natürlich auch ruhig angehen und ein richtiges mehrgängiges Abendessen im Sitzen (und dazu ein Fläschchen Neuen) genießen, aber wer will das schon...

Wer erfahrenen Säufern nacheifert, der glüht nachmittags mit ein wenig Bier vor (nicht im Bild, aber häufig zu sehen) und nimmt, bevor er den Neuen Roten in Angriff nimmt, hier zum weiteren Aufwärmen erst einige Schlucke des weißen Vernaccia (für den die ganze Westküste bekannt ist).

Mehr als der Weißwein hat uns der schöne Innenhof beeindruckt, ...

... und der Holzstapel, der für diese Gegend eine ganz untypische Schichtung aufweist und eher an einen deutschen Stapler denken lässt, eine Vermutung, ...

... die durch dieses Schild weitere Nahrung erhält.

Übrigens: mit dem Glas im Säckchen erhält man auch einen Plan...

... wo alle Probierstände drauf sind, und mit dem man seine Sauftour richtig akribisch planen kann (man kann sich aber auch einfach treiben lassen).

So, laut Programm (im Internet erhältlich) soll es um 16 Uhr losgehen, das heißt also (weil wir in Sardinien sind)...
... um Punkt 17 Uhr werden die Schleusen geöffnet.

An jedem Stand gibt es einen (großen) Schluck Wein zum Probieren und Wasser zum Ausspülen (böse Zungen behaupten, man solle es umgekehrt machen), und man kann so oft wiederkommen, wie man will (oft gehörte Frage: ist das Deine erste Runde?), bei 15 Anlaufstellen kann man sich also ein veritables Kopfweh für den nächsten Tag ansaufen. Denn man täusche sich nicht:

Der "junge Wein" (der - anders als "richtiger Wein" und ähnlich wie ein Beaujolais Primeur - in etwa 20 Tagen aus ganzen Trauben hergestellt wird und nicht sehr lange haltbar ist) schmeckt zwar leicht und recht fruchtig (wenn man zu denen gehört, die ihn mögen - die anderen finden weniger nette Worte), hat es aber in sich und sozusagen faustdick hinter den Ohren.

Die Korkmaske auf dem Bild deutet schon an, wie sich Ungeübte fühlen können, aber einen kleinen Trost gibt es: Polizeifahrzeuge mit Alkoholmessgeräten haben wir in der Gegend während des ganzen Wochendes kein einziges gesehen (einen Unfall mit Alkohol sollte man sich aber nicht leisten, denn der kostet in Italien nicht nur den Führerschein, sondern unter Umständen auch das Auto).
Zum Ausdrucken: Wir haben im Routenplaner von Google für Sie die beste Strecke ausgewählt